„Azubine, geh mal in den Keller, da liegt noch Geld rum!“
Chef zum Azubi
Mit titulierten Forderungen ist das so eine Sache. Schließlich heißt es nicht umsonst, was nützt der Titel ohne Mittel? Grundsätzlich kann so ein Titel über 30 Jahre (taggenau) beigetrieben werden. Da kann es schon mal passieren, dass der eine oder andere Schuldner seine Pflicht zur Zahlung dieser Schulden vergisst. Und auch Gläubiger tendieren dazu, mehr Zeit ins Land gehen zu lassen, als wirtschaftlich eventuell sinnvoll wäre. Mal ganz abgesehen von den gesetzlichen Verjährungsfristen bezüglich der Zinsen oder gar der Verwirkung der Forderung!
Ein jeder hält einen jeden für sterblich – außer sich selbst.
Edward Young
Irgendwo kommt immer mal wieder Geld her
Nebeneinkünfte, Erbschaften, Kautionsrückzahlungen. Es gibt eine Menge Zahlungsströme, die bei Kenntnis gepfändet werden können. Zwar ist der Schuldner gesetzlich verpflichtet bei Kenntnis nennenswerter Vermögen in der Vermögensauskunft wahrheitsgemäße Angaben zu machen. Aber leider werden Falschangaben, selbst wenn diese sich im Rahmen der Abnahme erschließen sollten, selten verfolgt.
Der Zoll?
Wir pfänden zum Beispiel in vielen Fällen den Erstattungsanspruch der KFZ-Steuer. Speziell, wenn sich aus der Vermögensauskunft ein Hinweis auf ein altes Auto ergibt. Alte Autos unterliegen in der Regel sehr hohen KFZ-Steuern und müssen in absehbarer Zeit ausgetauscht werden. Da die Steuer-Fristen in der Regel nicht mit einer eventuellen Abmeldung deckungsgleich sind, ergibt sich immer ein gewisser Erstattungsbetrag, der dem Gläubiger ausgezahlt wird.
Wie lässt sich ein alter Titel zu Geld machen?
Es gibt auch für „uralte“ Titel einen Markt. Sicher hängt der Wert des Titels, oder besser gesagt der mögliche zu erzielende Kaufpreis unmittelbar mit dem Alter der Forderung zusammen. Ein Titel, der kurz vor dem Ende seiner Lebenszeit ist, wird mit Sicherheit einen wesentlich geringeren Kaufpreis erzielen, als ein Titel, der quasi frisch vom Gericht kommt.
Neben dem Alter des Titels sind aber in weit größerem Maße andere Faktoren preisbeeinflussend. Da wäre zunächst der Schuldner der Forderung. Wenn es sich um einen „amtsbekannt“ mittellosen Zeitgenossen handelt, ist ebenso davon auszugehen, dass kaum ein Finanzdienstleister diesen Titel kauft.
Weiterhin ist es speziell bei älteren Forderungen wichtig, dass der korrekte Verzugszins in die Titulierung mit aufgenommen wurde. Tatsächlich ist es in vielen Fällen so, dass schon die Verzinsung der Hauptforderung entweder zu niedrig oder gar nicht im Titel berücksichtigt wurde.
Zu guter Letzte kommen noch die ganzen vorgerichtlichen Kosten. Diese können bereits einen erheblichen Teil der Forderung ausmachen.
Jeder Cent, der bei der Titulierung berücksichtigt wurde – allen voran die mögliche Verzinsung – macht den Titel für den Inhaber wertvoller. Trotzdem hängt es am Ende davon ab, ob dieser zu Lebzeiten realisiert werden kann.